19. Brief an Frau Sagenichts und Haltehin

Sehr geehrte Frau Sagenichts und Haltehin,
 
leider muss ich wieder die Tasten quälen, um Ihnen zu schreiben. Aber wie Sie sich denken können, geht es nicht anders. Sicher warten Sie schon auf meine Zeilen.
Wir können und wollen eigentlich nicht glauben, dass Sie ein Schrifttstück unterschrieben, das voller Unsachlichkeit, Unlogik, Lügen, Boshaftigkeit und Angstmacherei besteht. Ein Schriftstück, das die Handschrift  zweier engstirniger, starrsinniger Männer aus dem Ü-70er-Club unseres (Kinder-)Gartenvereins trägt. 
 
Heute sah man unseren Noch-Gartenvorsitzenden mit geschwellter Brust und erhobenen Hauptes den Gartenweg entlang schreiten. Er sah aus, als wolle er sagen: „Hier bin ich König, hier ist mein Reich!“
 
Und später sah man auch, warum er das tat. Ein Aushang hing im Kasten und er  glaubt zu wissen, dass er der Gewinner ist. Es sei dahingestellt.
Wir (das Volk, von dem er glaubt, es sei Untertan), glaubten bis jetzt vorsichtig, der Streit sei beigelegt und Ruhe zieht ein. Aber die egoistische Arroganz und der Rechthaberei-Charakter ließ ihn nicht ruhen, bis dieser Zettel im Kasten hing. Wo er doch eigentlich nicht gerne etwas veröffentlicht. Dass das Wasser abgestellt wird, wurde wieder durch Mund-zu-Mund- Propaganda verbreitet, wie ich es voraussagte.
 
Zum Aushang:
 
1.  „Hinweis zum Aushang im Schaukasten“, heißt es oben.
Ja welchen Aushang meint man denn. Den, der vor langer Zeit eine seltene vorgeschriebene und unausweichliche Mitgliederversammlung ankündigte, oder einer von den Zweien, die den Vorstand zusammenkommen lässt, oder meinte man den fünften diesjährigen Aushang, der gerade so, eine Woche dort hing und dadurch nur von den wenigsten Pächtern gelesen werden konnte, bei dem es schon einmal um den Wendeplatz ging? 
Oder welchen?
 
2. „Bei einer Kontrolle des Ver....“ 
Wer  hat kontrolliert, war er oder sie kompetent, hat von dem ganzen Werdegang gewusst, hat soviel Fachwissen, um zu sagen was eine fachgerechte Ausführung ist?
Wer war der „Vorstand“? Wer hat ihn begleitet. Ich nehme an die beiden kompetentesten Leute unsere Vorstandes waren die Wegbegleiter und machten auf alle negativen Punkte aufmerksam, die es zu entdecken gab auf diesem Weg (später Näheres). Frage: Warum geht man in dieser Runde? Warum tritt niemand an uns heran und nimmt uns zur Besichtigung mit?Ja weil...! Ja weil dann jemand widersprechen könnte und vielleicht Gegenargumente liefert, die die anderen gar nicht gerne hören wollen.
 
3. „...befindliche Grünfläche unberechtigterweise zerfahren wurde.“
    „Wir müssen sie bitten,das unverzüglich zu unterlassen.“ 
Bitten oder verbieten. Eins geht nur. Die neue Absperrung bringt uns an den Punkt, an dem wir vor Wochen standen.
 
4. „Die Nutzung der Fläche ist ausschließlich im Rahmen der durch uns genehmigte Fläche als Wendeplatz gestattet.“
Wer ist UNS? Ist es die Fläche, die Sie, Frau Sagenichts und Haltehin, Herr Byte und ich, im Namen der Befürworter, besprochen haben, also die ganze Fläche? Oder ist es die Fläche, die Herr Willnich Kraft seines Amtes, widerwillig zur Verfügung stellen wollte? Das kommt hier leider nicht recht zum Ausdruck.
 
5. Die Fläche ist abzusperren.
Ja, wir wollen die Mauer wieder haben. Einen, der mit den damaligen Gepflogenheiten weiterleben möchte, haben wir.
 
6. Der unbefestigte Weg hat gelitten und an der Kreuzung am Hauptweg sind Vertiefungen von Fahrspuren zu erkennen. Geht´s noch! Was erwartet der Vorstand und Verband bei diesem Wetter? Wenn gefahren wird entstehen auch Spuren. Es ist leider nicht so, wie uns Herr Wellmann vor Jahren vorgaukelte, dass der Belag nach Einnässen und Befahren, hart wird wie Asphalt. Er irrte sich. Die Fahrspuren sind immer da und wenn es feucht wird, sind sie manchmal etwas tiefer. Der Vorstand hat genehmigt, dass an der Kreuzung ein Eisenpfahl einbetoniert werden konnte. Dieser Pfahl zwingt die Abpumpautos einmal öfter zum Lenken, was nicht ohne Spuren bleibt. Dieser Pfahl kann aber auch großes Leid verursachen, wenn zum Beispiel ein Fahrradfahrer (Kinder) unwissend um die Ecke fährt und gegen den mit Beton gefüllten Riesenpoller knallt. Aber man wird sich schon was bei gedacht haben. Drei Heckenblätter sind eben wichtiger. Hat das die Kontrollkommission auch ins Auge gefasst?
 
7. Die Vorsorglichkeit in allen Ehren, aber...
Hier wird schon wieder gewarnt, dass man ein Vergehen begeht, wenn man die uns allen gehörende Fläche benutzt. Darf ich erinnern, dass sich die Mehrheit zur Nutzung ausgesprochen hat. Und das wollen wir jetzt tun und nicht erst, wenn ein Herr Willnich das abnickt. Wir haben gesagt, dass wir durch die jetzige Nutzung im Frühjahr sehen werden, was an fachlichen Leistungen und Material zu erbringen ist.  Alles zu sperren, auf eine Fachausführung zu warten, die durch den Vorstand niemals aktiviert wird, hieße auf ein „Nie- wird- es- geschehen“ warten. Dazu sind wir nicht bereit.  Dann wären unsere ganzen Bemühungen umsonst.
 
8. Laut dem Aushang wird also darauf hingewiesen, dass sich die Nutzung der besagten Fläche als Wendeplatz ein Verstoß gegen die gültige Gartenordnung ist und der Einzelpächter gegen seinen Pachtvertrag verstößt.
Wie ist das denn begründet???
Jeder Pächter hat das Recht die Wege zum Be- und Entladen zu befahren. Wo steht geschrieben, dass er aber dafür nicht wenden darf. Wo steht geschrieben, dass diese Leute aus der Gartenanlage in den öffentlichen Park fahren sollen, um zu wenden, damit  der Einzelpachtvertrag nicht gefährdet wird. Laut Gartenordnung ist es doch eher so, dass die dafür vorgesehenen Gemeinschaftsflächen wie Wege und Plätze zu benutzen sind. Und die benannte Fläche ist vorgesehen.
 
Folge diesen Unsinns:
Durch dieses Verbot werden viele wieder gezwungen das Tor zu öffnen um in den dortigen öffentlichen Park zu fahren, um zu wenden. Hoffentlich muss dann Herr Willnich, der gerade dort entlang schreitet, einmal zur Seite springen, weil jemand aus Versehen auf ihn zufährt.
 
Zur Fläche: 
Die beiden alten Herren haben ganze Arbeit geleistet, Sie haben den Platz nicht nur für Autos unbefahrbar gemacht, sondern auch den Fußgängern die Möglichkeit genommen die Fläche zu betreten, ohne einen ehrwürdigen Diener vor den Drähten zu machen. Das ist ja wohl die Krönung des Ganzen. Wir hatten ein Parkverbots-Schild hergestellt. Auch das wurde wieder entfernt. Vielleicht hat sich Euer Gnaden ein Archiv angelegt, wo all das Diebesgut lagert. Es kann einem der Kamm schwellen.
 
 
 
Sehr geehrte Frau Sagenichts und Haltehin,
 
Sie haben uns angeraten eine Bitte an den Verband zu richten, um uns in diesem Falle helfen zu können. Das taten wir. Sie haben uns belehrt, im allgemeinen Interesse auf einen Parkplatz zu verzichten. Das taten wir. Sie ermutigten uns schnell zu handeln, da der Winter nicht auf sich warten lässt. Das taten wir.
Auf meine letztes Schreiben reagierten Sie nicht. Darum dachten wir , dass alles einvernehmlich ist. Beim letzten Besuch des Herrn Byte bei Ihnen, soll es schon anders gewesen sein. Sie sagten aber, da von Herrn Willnich keinerlei Reaktion zu erwarten ist, und unser Thema ein Punkt in Ihrer nächsten Verbandssitzung sein wird, laden Sie uns Drei zu einem Gespräch ein. Wir warteten zwei Wochen, aber...
Dann handelten wir und Sie bekamen Post. Ihrerseits erfolgte keine Reaktion. Also war alles gut.
Und nun wird verboten, gedroht und alles rückgängig gemacht.
 
Das ist uns allen unverständlich.
 
Wir glauben nicht, dass diese Kontrolle mit einem kompetenten Mitarbeiter Ihrer Reihen stattfand. Denn die oben angeführten unlogischen Begründungen zur Schließung, des sehr gut angenommenen Wendeplatzes, sind fadenscheinig zusammengesuchte Aspekte, die zu 90 % gar nichts mit demselben zu tun haben. 
Die Mitglieder unserer Sparte, die diesen Schildbürgerstreich bisher mitbekommen haben, gaben durch Kopfschütteln und an den Kopf tippend ihre Meinung dazu ab. 
 
Zum Verhalten unseres (in unseren Augen, so schnell wie möglich abzusetzenden) Vorsitzenden sei noch gesagt, dass auf der Freifläche, die sich in seinem Weg befindet, das Wenden und Parken ungehindert durchgeführt wird. Wieso geht das??? Wird dort die Fläche nicht zerfahren??? Oder ist es da egal??? Wird hier ein anderer Maßstab angelegt, weil in diesem Weg fast alle Vorstandsmitglieder ihren Garten haben??? Warum???
 
 
 
 
 
PS.: 15.11.2014 
Ich komme nachmittags unseren doch „so zugerichteten“ Gartenweg entlang und sehe Herrn Willnich am Garten seines Lakeien stehen. Er sieht mich und weist diesen darauf hin, dass ich komme. Beide sehen zu mir. Ich betrete meinen Garten und harre der Dinge. Aber niemand kommt, um eventuell mit mir zu reden. Wie immer. 
Später sehe ich Herrn Willnich noch einmal. Bevor er das Gelände verlässt, weilt er noch einige Augenblicke an seinem frisch gespannten Sperrdraht und streicht mit der Hand sanft darüber.
 
 

 

Nach oben